Vor ein paar Wochen war ich mit Polaroidfotografin Ina (ihr wisst, die vom kulinarischen Polaroidrätsel) und fairkehr-Kollegin Kirsten auf Recherche. Wir haben das Konzept Microadventure des Briten Alastair Humphreys ausprobiert und darüber eine Reisegeschichte geschrieben. Nach der Arbeit sind wir direkt vom Büro aus, bepackt mit Schlafsäcken, Isomatten und Proviant, mit dem Bus in den Wald gefahren, ein Stück gewandert und haben uns ein schönes Plätzchen zum Übernachten gesucht.
Genau, wir haben im Wald übernachtet – einfach so. Mit Blick in die Baumkronen und auf die Sterne. „Five to nine adventure“ nennt der Humphreys dieses kleine Abenteuer für Zwischendurch. Am nächsten Morgen kehrt man nämlich zurück ins Büro und arbeitet ganz normal.
Wer wissen möchte, wie das so war, kann das in der aktuellen Ausgabe von fairkehr nachlesen und anschauen. Eins verrate ich schon mal: Wir werden es wieder tun.
Am lustigsten fand ich, dass wir die Waldlichtung ruck, zuck in Räume aufgeteilt hatten: Wohnzimmer, Schlafzimmer, Küche. Die Küche war rustikal-romantisch: eine Feuerstelle mit großen Steinen drumrum, die abwechselnd als Tisch, Schneidebrett, Stuhl oder Regal dienten. Und weil ich es noch nie eingesehen habe, warum ich beim Campen, auf Festivals oder beim Wandern auf Fertiggerichte zurückgreifen soll, wenn ich ansonsten selbst gekocht aus guten Zutaten esse, habe ich bei unserem kleinen Abenteuer gekocht. Mitten im Feuer.
Würstchen auf Äste aufspießen und überm Feuer grillen hat sicher jede und jeder mindestens als Kind schon mal gemacht. Aber direkt auf der Glut kochen? Das hatte ich bis dahin noch nie ausprobiert. Das war mein Mikroabenteuer im Mikroabenteuer.
Als Gericht habe ich einen Eintopf ausgewählt, der sich schon etliche Male auf Reisen und am heimischen Herd bewährt hat: Kichererbsen-Möhren-Eintopf. Das Rezept habe ich vor Jahren im Camping-Urlaub kreiert, als wir mit Rucksack, Zelt und öffentlichen Verkehrsmitteln in Portugal unterwegs waren. Wir hatten nur einen kleinen Gaskocher, ein Taschenmesser und einen Topf mit Deckel dabei und konnten nie viele Vorräte mit uns mitschleppen. Also mussten die Zutatenliste kurz und die Lebensmittel unempfindlich und ohne Kühlschrank haltbar sein.
Genau diesen Campingtopf mit Deckel, der schon mit in Portugal war, haben wir zuerst auf heiße Steine gestellt, die wir vorher ins Feuer drapiert hatten. Die Hitze war zum Zwiebeln anbraten genau richtig. Aber als der Topf voll war, musste er dann doch mitten in in die Glut, damit der Eintopf schneller kochte – auch kleine Abenteuer machen hungrig.
Der Topf hat jetzt eine wilde Patina. Aber das Essen war klasse – es hatte ein leichtes Raucharoma, weil beim Rühren hin und wieder mal Funken und Asche ins Essen flogen, die ich im Dunkeln nicht alle wieder rausfischen konnte. Wer Raucharoma mag, aber keine Feuerstelle findet, pfuscht mit geräuchertem Paprikapulver (z.B. Pimenton de la Vera).
Im Wald am Lagerfeuer schmeckt alles Essen natürlich doppelt gut. Auch wegen der kreativen Teller: Wir haben aus Tassen, den leeren Konservendosen und direkt aus dem Topf gegessen. Am nächsten Morgen sind wir trotzdem fleckenfrei ins Büro gekommen – nur das Raucharoma steckte auch tief in Haaren und Klamotten.
Zutaten (für vier): 1 Dose Kichererbsen, 2-3 Möhren, 1-2 Knoblauchzehen, 1-2 Zwiebeln, 1 Dose Tomaten (oder 400 g leckere frische), Wasser, 1-2 Chilis (getr.), 1 Lorbeerblatt, Olivenöl, Salz, Pfeffer, Pimenton de la Vera (optional)
Zuerst: Zwiebeln würfeln, Knoblauch in dünne Scheiben schneiden, getrocknete Chilis klein hacken, Möhren in Scheiben schneiden, wer frische Tomaten nimmt, diese klein würfeln, Kichererbsen abgießen
Anbraten: Was in der Küche Routine ist, wird am Lagerfeuer zum Abenteuer: Zwiebeln in Öl anbraten, dass sie etwas Farbe annehmen, aber nicht verbrennen.
Alles in den Topf: Knoblauch, Möhren, Lorbeerblatt, Chilis und eine gute Prise Salz zugeben. Dann unter Rühren zwei Minuten anbraten. Kichererbsen dazugeben und noch mal zwei Minuten mitbraten. Zuletzt die Tomaten dazugeben und umrühren. Nur so viel Wasser dazu geben, dass die Kichererbsen in einem Sud schwimmen.
Schmoren: Deckel drauf und alles mindestens 20 Minuten schmoren lassen, bis sich alle Zutaten zu einem sämigen Eintopf verbunden haben. Eventuell Wasser nachgießen, bevor der Eintopf trocken fällt und anbrennt. Auf dem Feuer hat es länger gedauert – bestimmt vierzig Minuten. Ab und zu umrühren. Das ist beim Kochen auf der Glut besonders wichtig, da man die Hitze schlecht einschätzen und gar nicht regulieren kann.
Abschmecken: Der Eintopf ist fertig, wenn die Möhren gar sind und sich der Sud zu einer sämigen Sauce reduziert hat. Mit Salz und Pfeffer abschmecken – wer nicht auf dem Lagerfeuer kocht, kann geräuchertes Paprikapulver (1 TL) zugeben.
Dazu schmeckt Baguette oder anderes leckeres Weißbrot zum Tunken.